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Stapellauf für e-mobiles Bürgerbus-Netzwerk

Vor der Jungfernfahrt: Das Bürgerbus-Netzwerk 'ELLI' zeigt seine Fahrzeugflotte

Röbel/Müritz. Krachend, klirrend und spritzend zerschellen nacheinander drei Sektflaschen an den Stoßstangen von drei Minibussen. Auf dem Dorfplatz von Grabow bei Röbel an der Müritz weiht Rentnerin Ingeborg Butzlaff mit Schwung die Fahrzeugflotte des Bürgerbus-Vereins im Elde-Quellgebiet ein. Als erster Fahrgast auf der Jungfernfahrt der ersten ELLI war sie schon Mitte Dezember nur mit guten Worten davon abzubringen, ein mitgebrachtes Piccolo-Sektfläschchen am Wagen zu zerschlagen. Dafür sind es jetzt gleich drei Große, diesmal aber aus Theaterglas. Lieber keine Beulen!

Denn zwischen dem bereits eingesetzten, gebrauchten Seat Alhambra 6-Sitzer Benziner und dem neu hinzugekommenen, ebenfalls gebrauchten Opel Movano 9-Sitzer Diesel, steht auch ein nagelneues Elektrofahrzeug: der Nissan E-NV200 Evalia 7-Sitzer. Das E-Mobil leitet nun die Elektrifizierung der Flotte ein und ersetzt in Grabow-Below, Massow und Zepkow als ELLI1 den Alhambra, der gemeinsam mit dem Movano zeitgleich das Einzugsgebiet von ELLI um zwei neue Räume in Kieve und Buchholz (ELLI2) sowie in Fincken Leizen und Bütow (ELLI3) erweitert. Doch auch diese beiden Verbrenner werden in der Folge noch gegen Elektrofahrzeuge ausgetauscht.’ELLI‘, ursprünglich für ‚Elde-Linien‘, steht damit immer mehr auch für ‚Elektrische Linien‘.

Stapellauf: Ingeborg Butzlaff tauft den ersten von drei ELLI-Minibussen Foto: KOMOB
Stapellauf: Ingeborg Butzlaff tauft den ersten von drei ELLI-Minibussen Foto: KOMOB

Satzungszweck des Bürgerbusvereins ist der Anschluss ländlicher Gemeinden im Amt Röbel/Müritz an den öffentlichen Verkehr. Dafür können künftig in weiten Teilen des Amtsbereichs neben dem gewohnten Linientakt auch Fahrbereitschaften und Sonderfahrten angefragt werden. Denn Mobilität bleibt die zentrale Herausforderung dünn besiedelter Regionen. Wo immer weniger Menschen leben, werden die Wege zueinander immer weiter. Und wo die Bevölkerung immer älter wird, wird öffentlicher Verkehr immer wichtiger. Zugleich ziehen sich herkömmliche Mobilitätsangebote bei sinkender Nachfrage immer weiter zurück. Wege werden dadurch noch weiter, wer kann, zieht fort, und übrig bleiben immer Weniger und immer Ältere. Dringend gefragt sind deshalb alternative Angebote mit flexiblen Fahrdiensten, nachhaltigen Antrieben, effizienter Vernetzung und bürgerschaftlichem Engagement.

Einzelne Bürgerbusse, ebenso wie Rufbusangebote der Verkehrsunternehmen werden europaweit inzwischen vielfach erprobt. Allerdings umso seltener und kurzlebiger, je schwächer die Strukturen in der Region ausgebildet sind. Erst vereint im Netzwerk mehrerer Gemeinden kann gelingen, was dort bislang aussichtslos erschien: Die dauerhafte Verwirklichung einer bedarfsgerechten und verbindenden Mobilität bis tief in die ländliche Fläche hinein. Nur diese Belebung und Entwicklung von Strukturen kann strukturschwache Räume langfristig so stärken, dass sie wieder attraktiv werden. Für Daheimgebliebene ebenso wie für Rückkehrer, Zuzügler und Gäste.

Bitte einsteigen! – Drei ELLIs klar zum Start in Grabow Foto: KOMOB
Bitte einsteigen! – Drei ELLIs klar zum Start in Grabow Foto: KOMOB

Geplant ist der gemeinsame Betrieb des Bürgerbus-Netzwerks in Kooperation mit der Mecklenburg-Vorpommerschen Verkehrsgesellschaft (MVVG) unter anderem durch die Bewirtschaftung erneuerbarer Energien und auf der Basis einer digitalen Plattform für Bestellung, Routenplanung und Abrechnung der Fahrten. In einem bundesweit einmaligen Vorhaben und im Rahmen der Bundesforschungsprogramme Kopernikus und IKT für Elektromobilität III sowie mit Unterstützung der Landesinitiative Forum Ländliche Entwicklung und Demografie M-V koordiniert das Wismarer Kompetenzzentrum Ländliche Mobilität (KOMOB) Vereinsentwicklung, Expertenberatung und Fördermöglichkeiten mit dem Bedarf und dem Engagement aus den Gemeinden.

Das Sektopfer ist kaum im Boden des Grabower Dorfplatzes versickert, da besteigen die ehrenamtlichen Fahrer des Bürgerbusvereins die Minibusse und setzen sich damit knirschend über die Zuckerglasscherben hinweg in Bewegung, um mit weiteren Fahrzeugen in einem fröhlich hupenden Autokorso ELLI2 und ELLI3 in ihre benachbarten Einsatzräume zu überführen. Natürlich nicht, ohne die Taufpatin, Ingeborg Butzlaff unterwegs noch zu Hause abzusetzen. Die nutzt den Service schon regelmäßig.

Für den Bürgerbusverein Elde-Quellgebiet e.V. im Auftrag des Vorstands, Marc Steinbach (Schriftführer)