„Ein altes Schätzchen erstrahlt in neuem Glanz“
… mit diesen Worten eröffnete Bürgermeisterin Christine Jantzen mit der Gemeindevertretung am 2. August 2024 die Feierlichkeiten zur Einweihung des neuen Gemeindezentrums in Kieve.
Nach über einjähriger Bauzeit mit vielen Hürden ist aus dem Ensemble des alten Dorfkruges ein Schmuckstück, ein wahres. „Schätzchen“ entstanden, zu dem nicht nur die gut bekannte Gaststätte von Jeanette Löwel gehört, sondern auch ein Saal, ein Hinterhaus und eine große Scheune. Mehr als hundert Gäste versammelten sich im Hof des neuen Gemeindezentrums, darunter beteiligte Baufirmen, Planerinnen und Planer, Vertreter des Amtes Röbel und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der benachbarten Gemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger, die das Vorhaben finanziell oder anderweitig unterstützt haben.
Bürgermeisterin Christine Jantzen informierte kurzweilig über die Geschichte(n) des 200 Jahre alten Ensembles und verschwieg auch die Schwierigkeiten der Fördermitteleinwerbung und der Bauzeiten nicht.
Der große Augenblick, der sicher in die Geschichte Kieves eingehen wird, war das Durchschneiden des roten Bandes durch die alte und neue Gemeindevertretung gemeinsam mit den Planerinnen und Planern und dem Bürgermeister von Röbel. Feierlich wurde dann mit allen Gästen auf das neue Gemeindezentrum angestoßen. Die Besucherinnen und Besucher bestaunten den großartig restaurierten Saal mit aufgearbeiteten Balken und das frisch renovierte Hinterhaus mit weiteren Räumlichkeiten wie Versammlungsraum, Teeküche und auch die neuen Sanitäranlagen im Dorfkrug. Eine Tourist-Information und das Büro der Bürgermeisterin konnten in der oberen Etage besichtigt werden.
Bei musikalischer Untermalung wurde anschließend im großen hellen Saal bei Kaffee und Kuchen, gebacken von den Frauen der Gemeinde, geklönt und gefeiert.
In einem Hausbuch, liebevoll von einer Bürgerin Kieves zusammengestellt, sind die Etappen des Baus und der alte und neue Zustand verewigt. Der eine oder andere schwelgte beim Durchblättern in Erinnerungen, um so schöner, dass die Neugestaltung diesem ehrwürdigen Haus angemessenen Glanz verleiht. In einem Dorf wie Kieve, wo die Gemeinschaft großgeschrieben wird, darf so ein Gebäude nicht fehlen. „Auf ein lebendiges Gemeindezentrum“, betonte die Bürgermeisterin in ihrer Rede und in dieser rührigen Gemeinde ist davon auszugehen, dass das Haus künftig mit kulturellem Leben gefüllt wird.
Zum Abend brutzelte die Feuerwehr Bratwurst, Renate Vollmar und Ralph Sendel bereiteten leckere Kartoffelpuffer zu und in der zur Bar umfunktionierten Garage gab es reichlich zu trinken. An dieser Stelle sei der Müritz-Sparkasse herzlich für ihre Unterstützung gedankt! Bei schönstem Wetter, guter Tanzmusik und schönen Gesprächen klang das Fest um Mitternacht aus. Herzlichen Dank an alle Helferinnen und Helfer!
Geschichtliches
Das meist als Dorfkrug bekannte Haus hat bereits 200 Jahre „im Gemäuer“ und den Überlieferungen nach war der Krug „selten leer, er fraß Existenzen und Lebensglück“.
Die Großeltern von Gunther Frahm, der noch in Kieve lebt, kauften um die Zeit des ersten Weltkrieges das Ensemble mit Kneipe, Landwirtschaft und Schmiede. Letztere wurde an Schmiedearbeiter Deutschländer verpachtet, der mit seiner Frau und sieben Kindern im dunklen feuchtkalten Hinterhaus lebte.
Im Jahr 1937, nach dem Tod der alten Frahms, führte Sohn Richard die Geschäfte weiter, bis er in den Krieg ziehen musste, aus dem er nicht zurückkam.
Er hinterließ eine Frau mit zwei kleinen Kindern und die junge Witwe war gezwungen, die Gaststätte zu verpachten. Erst an Karl Felgenhäuer und dann an die LPG und die Konsumgenossenschaft, die sie mit verschiedenen Personen aus dem Dorf weiterführten. Herzstück war schon immer der große Saal, auf dessen Dielen Tanz, Theater und sogar ein Ponyreiten ausgetragen wurde.
Nach der Wende wurde es dank Jeanette Löwel und Detlef Groß zu einer Fischgaststätte und Kneipe, die in der Umgebung schnell zum Geheimtipp wurde.
Jährliche Feste durch die Gemeinde wie Frauentag, Erntefest, Weihnachten konnten hier gefeiert werden. Leider nagte der Zahn der Zeit am Gemäuer und 2019 durfte der Saal nicht mehr betreten werden. Das Dach war undicht, der Fußboden gebrochen und der Ofen war eingestürzt. Was tun? Um das Gebäude zu sanieren, musste die Gemeinde Eigentümer sein. Daher wurden Ländereien der Gemeinde verkauft, um das Ensemble zu kaufen und das Dach zu decken. Der Anfang war gemacht. Um einen Eigenanteil für die Förderung vorzuweisen, wurde das alte, mittlerweile zu kleine, Gemeindehaus verkauft. Mit den bewilligten Fördermitteln von ca. 750.000 Euro wurde das „Schätzchen“ von Juni letzten Jahres bis heute saniert.
Quelle: Müritz Tipp bzw. meinort.app