Da Kieve ja ein Domanialdorf war, wurde auch hier in den sechziger Jahren des 19. Jhd. eine Industrieschule errichtet, in der der Unterricht 1863 begann. Pflichtfächer der damaligen Zeit waren: Stricken, Nähen, Stopfen, Flicken, Spinnen, Haspeln, Winden, Spulen, Waschen, Plätten, Zuschneiden von Hemden und Frauenkleidungsstücken.
Im Ermessen der Schulbehörde lag es, ob auch Weben, Netze machen und Stoffe flechten gelehrt wurde. Die erforderlichen Arbeitswerkzeuge, wie beispielsweise Spinnräder, Näh- oder Stricknadeln, mussten teilweise von den Schülern selbst mitgebracht werden. Auch das Material mussten die Schüler mitbringen, durften allerdings die fertigen Arbeiten auch behalten. Für die Armen wurden in dieser Hinsicht besondere Regelungen getroffen.
Die Pflicht des Schulbesuchs bestand für alle Mädchen vom 8. Lebensjahr bis zur Konfirmation, denen nicht anderweitig genügend Unterricht in den gewöhnlichen weiblichen Handarbeiten zukam; für die Knaben desselben Alters galt der Schulbesuch auf der freiwilligen Basis.
Wöchentlich wurden acht Unterrichtsstunden gegeben. Dabei gab es für Sommer- und Wintermonate verschiedene Regelungen. Die Schule war ein kirchliches Gebäude. So musste die Anwesenheitsliste vierteljährlich an den Prediger eingereicht werden, der dann gemeinsam mit dem Schulvorsteher unzureichenden Schulbesuch beim Amt anzeigte und Strafe beantragte. Pro versäumten Tag wurde eine Geldstrafe gefordert. Dabei hatten die Hauswirte, Erbpächter und Büdner das Vierfache von dem zu zahlen, was Einlieger und Tagelöhner zu geben hatten. Bei wiederholter Zahlungsunfähigkeit gab es Gefängnisstrafe.
Die Lehrerin stand unter Aufsicht des Amtes und des Predigers, der die Schule auch inspizierte und Anordnungen traf, denen Folge zu leisten war. Oberste Gebote waren Sittlichkeit, Fortschritt, Ordnung und Fleiß. Der Unterricht hatte mit Unparteilichkeit geführt zu werden.
Wieviel Kinder in Kieve unterrichtet worden sind, wissen wir allerdings nicht. Das Gehalt der Lehrerin wurde nach der Anzahl der Kinder bestimmt. Die Schule befand sich schon damals im Gebäude neben der heutigen Gaststätte. Sie existierte bis in die Zeit des Nationalsozialismus.
Quelle: 1232 - 1982, 750 Jahre Kieve - Eine Chronik, erarbeitet von Gerd Koths