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Kieve – erste urkundliche Erwähnung um 1232

Herbstallee

Kieve gehört zu den ältesten Gemeinden unseres Kreises. Der Name stammt aus dem Altslawischen und bedeutet so viel wie „Keulendorf“. Urkundlich erwähnt wird Kieve zuerst 1298, doch ist in der Urkunde nur von einem Weg, der nach Kieve führt, die Rede. In einer im Mai/Juni des Jahres 1311 in Tangermünde ausgestellten Urkunde wird Kieve erstmals als Ort genannt. Markgraf Waldemar von Brandenburg schenkt das Dorf dem weit entfernten, am Rhein gelegenen Zisterzienserkloster Altkamp als Entgelt für dem Kloster zugefügte Schäden. Allerdings müssen die Mönche dafür 100 Mark brandenburgischen Silbers und Gewichtes an ihn entrichten. Die Sache wird erklärlicher, wenn wir erfahren, dass das Kloster schon seit achtzig Jahren in der Nachbarschaft von Kieve einen größeren Wirtschaftsbetrieb unterhielt, dessen Mittelpunkt der Kotzer Hof am See gleichen Namens, heute Mönchshof mit Mönchsee, mit fünfzig Hufen (1 Hufe entspricht ca. 20— 24 ha) bildete. Dieser war schon am 30. Dezember 1232 als Geschenk des Fürsten Nikolaus von Werte an das Kloster gekommen. Da zweifellos die Gegend unseres heutigen Dorfes zu diesem Zeitpunkt schon besiedelt war, gilt der 30. Dezember 1232 als Gründungsdatum unserer Gemeinde.

Ur- und frühgeschichtliche Funde, die in der Feldmark Kieve lokalisiert werden konnten, beweisen, dass unser Gebiet aber auch schon früher besiedelt war.

Kleine Feuersteingeräte, verschiedene Steinbeile, eine zierliche Bronzesichel, ein Ring aus Bronze, dazu Spinnwirtel und vor allem zahlreiche Tonscherben belegen die durchgehende Besiedlung der Gemarkung von der Mittelsteinzeit vor 6 000 Jahren über die Zeit der ältesten Ackerbauern und Viehzüchter in der Jungsteinzeit und über die Bronzezeit bis zu den Germanen. Wie bekannt, verließen die germanischen Stämme im Rahmen der weite Teile Europas erfassenden Völkerwanderung Mecklenburg. In die weitgehend siedlungsfrei gewordene Landschaft unserer Heimat drangen slawische Stämme ein, in unseren Raum speziell der Stamm der Müritzer.

Wie Funde beweisen, müssen die hier ansässigen Slawen friedliebend gewesen sein und Fischfang, Ackerbau und Viehzucht betrieben haben. Untersuchungen ergaben, dass Roggen, Zwergweizen, Gerste, echte Hirse, graugrüne Borstengrütze, Lein, Pferdebohnen und Ackersenf angebaut wurden. Man sammelte Eicheln, Haselnüsse und Holunderbeeren. Die Bearbeitung des Ackers erfolgte durch einen einfachen Holzpflug (Haken). Es wurden Rinder, Pferde, Schafe, Schweine und Ziegen gezüchtet. In geringem Umfang verarbeitete man Metalle, wie Bronze, Eisen und Silber, für Schmuck- und Gebrauchsgegenstände, Waffen, wie Schwerter und Speereisen, Findet man seltener. Die Waffen dienten vorwiegend zum Erlegen von Wild und zur Bekämpfung von Raubtieren. Als Hauptwaffe in der Abwehr diente eine kurze schwere Wurfkeule aus Eichenholz.

Gut entwickelt war das Töpferhandwerk. Bei Kieve wurden Tonscherben aus der Einwanderungszeit in der Nähe des Dorfes auf der „Dörpstell“ gefunden. Es sind Scherben einer einfachen, recht groben unverzierten Tonware.

Hier haben wir die Keimzelle der Neubesiedlung mit Rodungen für den Ackerbau zu sehen. Da der Platz auch jungslawische Scherben der Vipperower Gruppe lieferte, kann er gleichzeitig als ältester Kern des heutigen Dorfes gewertet werden, das sich also aus einer slawischen Siedlung entwickelte.

Ein großer altslawischer Siedlungsplatz liegt auf den „Borgstäden“ in der Nähe der bekannten Burgwälle an der Elde. Hier wurden zahlreiche reizvoll verzierte Tonscherben aus der Zeit des 8.— 10. Jhd. gefunden, dazu ein Wetzstein zum Messerschärfen.

Heute noch können wir etwa einen Kilometer nördlich des Dorfes in der alten Eldeschleife die beiden leider stark beschädigten Burgwälle gleicher Zeitstellung besichtigen, welche in unserem Bezirk die ältesten sind, Es ist eine Besonderheit, dass gleich zwei Wälle nebeneinanderliegen. Sie bestanden einstmals aus geschlossenen Ringwällen, wobei jeder von einem Wassergraben umgeben war. Dabei erreichten die Wälle in slawischer Zeit eine beträchtliche Höhe, ist die jetzt vorhandene Erde doch nur die Füllung der einstigen, aus einer Holzkonstruktion aufgeführten Befestigung (Holz — Erde — Mauern). Im Innenraum der umwallten Flächen standen dann in der Regel direkt hinter dem Wall kleine Holzhäuser. Sicher zogen sich in diese Burgen die Bewohner der großen Siedlung auf den „Borgstäden“ bei Gefahr zurück. Beide Burgwälle waren wahrscheinlich zu jener Zeit durch eine Brücke verbunden.

Auch aus der Zeit der deutschen Ortsgründung liegen bemerkenswerte Fundkomplexe vor. So wurden am östlichen Dorfausgang Reste eines einfachen Töpferofens freigelegt und am Südrand Kieves Teile einer großen Töpfereiabfallgrube. Hier wurde die typische blaugraue frühdeutsche Keramik produziert, wobei der Ausschuss, sogenannte Fehlbrände, in eine große Abfallgrube wanderte.

Es wurden über 2 000 Randscherben ausgegraben, vorwiegend von mittelalterlichen Kochtöpfen mit gewölbtem Boden oder von Grapen, daneben auch Reste von verschiedenen Kannen, Bechern und Flaschen. Durch einen Vergleich mit einer Töpfergrube des 13.-14. Jahrhunderts aus Wredenhagen kann man deutlich unterscheiden, dass in Kieve für eine bäuerliche Bevölkerung, in Wredenhagen aber für den Bedarf der Burg produziert wurde.

Quelle: 1232 - 1982, 750 Jahre Kieve - Eine Chronik, erarbeitet von Gerd Koths